Kleine Instrumentenkunde

Holzblasinstrumente:

Querflöte
Klarinette
Saxophon

Blechblasinstrumente:

Trompete
Flügelhorn
Tenorhorn/Bariton
Posaune
Tuba

Schlaginstrumente:

Schlagzeug

Die Holzblasinstrumente

Die Querflöte

Die Flöte ist eines der ältesten Blasinstrumente, was Knochenfunde aus der Jungsteinzeit belegen. Querflöten sind in Europa seit dem 11. Jahrhundert nach Christi, in China dagegen seit dem 9. Jahrhundert vor Christi gebräuchlich. Der griechische Geschichtsschreiber Herodor beschrieb 500 v. Chr. das Flötenspiel der Tempelmusiker.

Flöten gehören zur Gruppe der Holzblasinstrumente. In der Renaissance - Zeit wurde die Querflöte aus Holz gebaut. Sie hatte noch keine Klappen. Heute werden Sie fast ausschließlich aus Metall gefertigt. Einfache Flöten bestehen aus Neusilber: Kupfer, Nickel, Zink. Diese Legierung sieht aus wie Silber. Andere gebräuchliche Materialien sind heute : Silber, vergoldetes Silber, Gold, Platin, Palladium.

Dem ältesten Bildbeleg der Querflöte begegnet man im "Hortus deliciarium" der Äbtissin Herrad von Landsberg aus dem 12. Jahrhundert. Im Staatlichen Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz in Berlin findet man noch alte Flöten aus dem 16. - 19. Jahrhundert. Flöten von : Hottetterre - Quantz - Friedrich dem Großen u.a.

Querflöten werden durch ein Anblasloch geblasen. Ähnlich wie bei "singenden" Telefondrähten wird die Atemluft an einer Kante "zerschnitten". Ein Teil der Luft gelangt in die zylindrische Röhre der Flöte, wo sie die dort befindliche Luftsäule zum Schwingen bringt. Durch Öffnen und Schließen der Klappen wird die Luftsäule im Rohr beeinflußt, so daß sich verschiedene Tonhöhen erzeugen lassen. Die heute gebräuchliche Klappenmechanik wurde 1832 von Th. Böhm entwickelt.

Grosse Flöte und Piccolo (klingt eine Oktave höher) bilden zusammen mit der kleinen Es-Klarinette die Klangspitze im Blasorchester und sind von der Intonation her sehr empfindlich.

Die Querflöte ist ein Instrument von großer Ausdruckskraft und Schönheit. Diese Erkenntnis führte und führt auch heute noch dazu, dass die Flöte zu den am häufigsten gespielten Holzblasinstrumenten gehört.

Die Klarinette

Holzblasinstrumente, zu denen auch die Klarinette zählt, gehören zu den Luftklingern (Aerophonen). Das heißt: der Ton wird dadurch erzeugt, dass eine Luftsäule in einem Rohr in Schwingungen versetzt wird. Man bezeichnet sie als Holzblasinstrumente, weil sie, das Saxophon ausgenommen, früher alle aus Holz gefertigt wurden. Obwohl heute manche aus Metall oder Kunststoff gebaut werden, wurde die Bezeichnung Holzblasinstrumente beibehalten.

Die Klarinette wurde nach 1700 vermutlich von J. Ch. Denner aus dem "Chalumeau", einem volkstümlichen Rohrblattinstrument mit neun Grifflöchern entwickelt.

Der Ton wird mit einem einfachen Rohrblatt erzeugt, das die Luftbahn des Schnabelmundstückes schwingend periodisch verschließt. Die ursprüngliche Klappenzahl wurde von zwei auf dreizehn erhöht. 1839 wurde die Klarinette mit dem von Boehm für die Flöte erfundenen Klappenmechanismus versehen. In Deutschland setzte sich jedoch nach 1900 das System von Oskar Oehler mit über zwanzig Klappen und fünf Ringen durch (= sog. "Deutsches System"). Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat die Klarinette einen festen Platz im Sinfonieorchester, etwas später auch in Militärkapellen.

Die Klarinettenfamilie hat eine ganze Reihe von Mitgliedern, aber häufig eingesetzt werden nur vier davon. Das Standardinstrument steht in B; die dunkler und weicher klingende A-Klarinette wird für bestimmte Klangfarbenwirkungen benutzt. Die kleine Es-Klarinette wird oft gefordert, wo hohe, durchdringende Klarinettentöne zu spielen sind. Der tiefe Klang der Bass-Klarinette in B, die eine Oktave tiefer klingt als das Standardinstrument in B, findet seit gut hundert Jahren im Orchester Verwendung.

In Musikvereinen werden fast ausschließlich B-Klarinetten verwendet. Gelegentlich trifft man aber auch die kleinere Es-Klarinette. Die Klarinetten sind oft melodieführend, sorgen aber mit allerlei Trillern, Läufen und Verzierungen für Brillanz und Farbe im Blasorchester.

Das Saxophon

Obwohl doch vollkommen aus Metall, gehört das Saxophon trotzdem zu den Holzblasinstrumenten. Dies liegt in der Anblastechnik begründet, denn genau wie bei den Klarinetten wird der Ton durch ein Schnabelmundstück mit einfachem Rohrblatt erzeugt. Die Klappenmechanik ist aber eher mit der der Flöte als mit der einer Klarinette verwandt. Das Saxophon wurde um 1840 von Adolphe Sax, einem belgischen Instrumentenbauer aus einer Kombination einiger anderer Instrumente entwickelt. Es gelang jedoch nur in ganz wenigen Fällen, das Saxophon ins Sinfonieorchester einzuführen. Es machte daher seinen Weg über französische Militärkapellen und die Südstaaten Amerikas in die amerik. Jazz-Szene (New Orleans). Von hier war der Weg in die großen Swing-Orchester (Big-Bands) nicht mehr weit. Ins deutsche Militärorchester gelangte das Saxophon erst kurz vor dem 2. Weltkrieg.

Saxophone gibt es vom Sopranino bis zum Kontrabass-Saxophon. Am gebräuchlichsten sind Sopransaxophon, Altsaxophon, Tenorsaxophon und Baritonsaxophon. Der Tonumfang des Saxophons erstreckt sich über zweieinhalb Oktaven. Die Griffweise der Saxophone unterscheidet sich nicht voneinander. Heute gebaute Saxophone verfügen in der Regel über eine Hoch-Fis-Klappe. Sopransaxophone werden von einigen Herstellern mit zusätzlicher Hoch-G-Klappe angeboten, bei Baritonsaxophonen gibt es neben der Ausführung mit Tief-Bb häufig auch eine Erweiterung des Tonumfangs um einen Halbton nach unten zum Tief-A. Alle Saxophone werden gleich notiert, der tatsächliche Klang unterscheidet sich von der Notation, d.h. für ein gegriffenes "C" klingt bei Bb-Instrumenten (Sopran-, Tenor- und Bass-Saxophon) ein Bb, bei Eb-Instrumenten (Sopranino-, Alt-, Baritonsaxophon, Kontrabass-Saxophon) ein Eb. Die Unterschiede in der Tonhöhe der Saxophone sind durch die unterschiedliche Länge der konischen Schallröhren bedingt. Alle Saxophone werden in der typischen Form mit nach oben gebogenem Schallbecher gebaut, wobei Sopranino- und Sopransaxophon häufiger in gestreckter Bauweise zu finden sind.

Im Musikverein werden fast ausschließlich das Alt-Saxophon in Es und das Tenor Saxophon in B verwendet. Seltener das Bariton-Saxophon und nur für ganz spezielle Fälle das in kerzengerader Form gebaute Sopran-Saxophon.

Klangfarbe der Saxophone und bevorzugte Stilrichtungen
Das Saxophon findet sich heute in allen musikalischen Stilrichtungen. Von der Klassik über den Jazz bis zur Rock- und Popmusik ist es als Soloinstrument oder in Bläsersätzen nicht mehr wegzudenken. Obwohl es eine umfangreiche klassische Spielliteratur (vor allem für das Altsaxophon) gibt, verdankt es seinen Bekanntheitsgrad und seine Beliebtheit der Verwendung in der Popularmusik von den 20ger Jahren bis heute. Vor allem im Jazz ist es zu einem stilbildenden Instrument geworden.

Die Blechblasinstrumente

Die Trompete

Was die Trompete von allen anderen Musikinstrumenten unterscheidet, ist die Pracht des Klanges. Wegen ihres weithin vernehmbaren Schalles, diente sie schon in frühester Zeit als Signalinstrument. Sehr bald kamen militärische und religiöse Funktionen hinzu. Die Trompete galt schon sehr früh als heiliges Instrument.

Früheste Trompeten hatten kein Mundstück und keinen Trichter. Sie waren eine Art Megaphon. Bei den alten Griechen hieß die Trompete Salpinx. Trompetenblasen war zu dieser Zeit eine Disziplin bei den olympischen Spielen.

Alle prähistorischen und antiken Trompeten waren Kriegs- oder Kultinstrumente. Sie wurden aus Muscheln, Holz, Bronze oder Silber hergestellt. Von allen diesen Trompeten dürfen wir keine Musik im abendländischen Sinne erwarten, denn sie wurden als eselsschreiend, roh, rauh, und schreckenerregend beschrieben. Durch eine neue Technik, das Biegen der Röhre, konnten um 1400 nun Trompeten in der heute noch geläufigen Bügelform hergestellt werden.

Ende des 18. Jahrhunderts wurden dann Stopf und Klappen- und Zugtrompeten eingeführt, doch der Durchbruch kam erst später: Um 1815 wurden endlich die erste Ventile entwickelt, die es ermöglichten, eine chromatische Tonleiter auch in tiefen Lagen zu blasen. 1820 gab es die ersten Trompeten mit Ventilen.

Trompeten gibt es in verschiedenen Stimmungen und Größen. Standardinstrument ist die Trompete in B, die es in zwei Bauformen gibt: Die Konzerttrompete mit Zylinderventilen und die "moderne" Jazz-Trompete mit Pump-(Perinet-)Ventilen.

Im Musikverein wird die Trompete neben Solo-Aufgaben vor allem in signalartigen Passagen und zur Akzentsetzung verwendet. Oftmals unterstützt sie auch die Flugelhörner in der Melodieführung. Mit ihrem prägnanten, scharfen und durchsichtigen Klang setzt sie sich jedoch von den Flügelhörnern deutlich ab und setzt so Schwerpunkte.

Das Flügelhorn

Ein scheinbarer Verwandter der Trompete ist das Flügelhorn, das aber einer völlig anderen Instrumentengruppe zugeordnet wird. Nicht ganz Trompete, nicht ganz Waldhorn. Es gehört zur Familie der Bügelhörner, welche um 1825 (nach Erfindung der Ventile) regelrecht aus alten Signal- und Klappenhörnern entwickelt wurden. Hierzu zählen auch das Alt-, Tenor- und Baritonhorn sowie die Bass-Tuben. Diese Instrumente wurden hauptsächlich im Militärorchester verwendet um mehr Durchschlagskraft und Klangbreite zu erlangen. (18. Jahrhundert: Oboen, Klarinetten, Flöten, Fagotte und Hörner). Ihr Ursprung liegt im österreichisch böhmischen Raum. Im Sinfonie-Orchester haben diese Instrumente nie eine Rolle gespielt (Ausnahme: Tuba). Das Flügelhorn unterscheidet sich von der Trompete durch seine konische, etwas weitere Bauart und den somit weicheren und wärmeren Klang, der Tonumfang ist jedoch derselbe. Ebenso wie bei der Trompete kommen sowohl Zylinder- als auch Perinet-Ventile zum Einsatz.

Im Militärorchester wie auch in Blasorchestern ist das Flügelhorn fast ausschließlich mit Melodieaufgaben betraut (Geige des Blasorchesters). Charakteristisch für das deutsche Blasorchester ist der wohltuende Kontrast zwischen den Flugelhörnern (weicher Klang) und den Trompeten (scharfer Klang).

Das Tenorhorn/Bariton

Das Tenorhorn ("Infanteriecello") gehört ebenfalls zur Familie der Bügelhörner und klingt eine Oktave tiefer als das Flügelhorn. Es ist äußerst beweglich und somit wie das Flügelhorn für schwierige Läufe und Melodiepassagen besonders geeignet. Ursprünglich auch in Trompetenform gebaut, sind heute nur noch die ovale Form (mit Zylinderventilen) oder die Tuba-Form (mit Zylinder- oder Perinet-Ventilen), jeweils mit nach oben gerichtetem Schallbecher gebräuchlich.

Tenorhorn und Baritonhorn sind eigentlich identische Instrumente, obwohl die Baritonstimme (im Baß-Schlüssel) mit möglichst weitmensurierten Instrumenten geblasen werden soll, um die etwas tiefere Lage gegenüber den Tenorhörnern (im Violin-Schlüssel) klanglich besser zur Geltung zu bringen.

Im Musikverein haben "die Tenöre" weitgefächerte Aufgaben. Von der Melodie über eigenständige Nebensolo-Passagen und harmonische Aufgaben, müssen sie mitunter sogar die Tuben in ihrer Bass-Funktion unterstützen. Ihre eigentliche Domäne ist jedoch die tschechisch-böhmische Blasmusik.

Die Posaune

Die Posaune hat sich im 15. Jahrhundert aus der damals S-förmigen Trompete entwickelt. In dieser Zeit war sie das erste Blechblasinstrument, mit dem man durch seinen charakteristischen Zug die ganze chromatische Tonleiter spielen konnte.

Durch das Herausziehen dieser U-förmigen Röhre wird die Tonhöhe in sieben Stufen erniedrigt. Zusätzlich gibt es heute bei bestimmten Instrumenten 1 bis 2 Ventile in Höhe des Schallstücks. Der Vorteil des Zuges besteht einerseits in der Tonschönheit und andererseits in der stufenlosen Regulierbarkeit der Tonhöhe (Glissando-Effekt). Der Ton ähnelt dem der Trompete, ist aber noch variabler, von scharf und grell bis voll und majestätisch sind alle Möglichkeiten denkbar. "Eine Posaune kann lachen oder weinen". Gebräuchliche Formen sind heute: die Tenor-Posaune, die Tenor-Bass-Posaune mit Quart- ventil und die weit gebaute Bass-Posaune mit zwei Quart- und Quintventilen (alle in B). Im Sinfonieorchester sieht man hin und wieder mal die unhandliche Kontrabass-Posaune in F.

Im Musikverein variiert die Verwendung der Posaunen je nach Musikart von Melodie bis hin zu Rhythmusaufgaben.

Die Tuba

Ebenfalls zur Familie der Bügelhörner gehörend; wurde die Bass-Tuba im Jahre 1835 regelrecht in Auftrag gegeben. Der damalige preußische Musikinspizient Fr. W. Wieprecht hatte es satt, dass es keine genügend durchschlagkräftigen Bass-Instrumente für seine Musikkorps gab. Also erteilte er dem Berliner Instrumentenbauer Moritz den Auftrag, ein Bass-Instrument auf Bügelhorn-Basis zu entwickeln, was dieser dann auch tat. Damit war das Bass-Problem beim Marschieren gelöst und die bis dahin gebräuchlichen Ophikleiden (Klappenhörner mit grausigem Klang und miserabler Stimmung) konnten in den Ruhestand gehen. Die Tuba ist somit zusammen mit dem Saxophon das jüngste Instrument im Orchester. In Deutschland sind die "hohe" Bass-Tuba in F oder Es sowie die "tiefe" Kontrabass-Tuba in B am gebräuchlichsten, wobei meist die recht gelenkige Bass-Tuba in F als Einzelkämpfer im Sinfonieorchester Verwendung findet. Im Blasorchester sind jedoch die doch etwas behäbigeren B-Kontrabass-Tuben das wichtige Fundament, weil ja keine Streichbässe vorhanden sind. Die hohe Bass-Tuba (F/Es) verdoppelt die Bass-Linie meist in der Oktave um den obertonarmen Klang besser hörbar zu machen.

Die Tuben sind zusammen mit Waldhörnern, Posaunen und dem Schlagzeug für Rhythmus und Harmonie im Musikverein zuständig.

Die Schlaginstrumente

Zur "Grundausstattung" des Blasorchesters im Schlagwerkbereich zählen die große und die kleine Trommel sowie die (türkischen) Becken. Die heute gebräuchlichen Instrumente kamen nach 1700 durch die türkische Militärmusik (Janitscharenmusik) nach Europa und somit in die hiesigen Opern- und vor allem in die Militärorchester. Trommeln oder allgemeine Rhythmusinstrumente an sich sind jedoch wahrscheinlich beinahe so alt wie die Menschheit selbst. In der Umgangssprache wird die große Trommel gern als Pauke bezeichnet. Dies ist jedoch schlichtweg falsch. Unter Pauken versteht man Schlaginstrumente mit einem halbkugelförmigen Resonanzkörper und einem waagerecht darübergespannten Fell, die meist paarweise geschlagen werden. Diese Pauken haben eine (be)stimmbare Tonhöhe im Gegensatz zu den Trommeln, die sich allenfalls in der Klangfarbe nicht aber in der Höhe des Tones verändern lassen.

Die Fülle der Schlaginstrumente ist schier unendlich. Vom Drum-Set (kombiniertes Schlagzeug aus großer und kleiner Trommel, mehreren Becken und Tom-Toms) für die Unterhaltungsmusik, über die sogenannten Stabspiele (Lyra, Glockenspiel, Xylophon, Marimbaphon, Vibraphon) bis hin zu den Rassel- und Effektinstrumenten (Triangel, Schellenring, Holzblöcke, Hupen, Vogelstimmenpfeifen, usw.) haben die Schlagzeuger eine Menge Dinge zu bedienen.